Edward B. Tylor

Sir Edward Burnett Tylor, geboren am 2. Oktober 1832 in London, war ein bedeutender britischer Anthropologe, Ethnologe und Religionswissenschaftler. Er gilt als Begründer der Sozialanthropologie und prägte maßgeblich die Entwicklung dieser Disziplin im 19. Jahrhundert.

Tylor entstammte einer gebildeten Familie und zeigte schon in jungen Jahren großes Interesse an verschiedenen Kulturen und Gesellschaften. Seine Leidenschaft für die Anthropologie wurde durch seine Reisen und sein intensives Studium angeregt. Er absolvierte seine Ausbildung an der Grove School in Tottenham und später an der University of London.

Im Jahr 1856 unternahm Tylor seine erste ethnografische Forschungsreise nach Mexiko, wo er das Leben und die Bräuche der einheimischen Völker erforschte. Diese Erfahrungen und Erkenntnisse legten den Grundstein für seine zukünftige wissenschaftliche Arbeit.

1865 veröffentlichte Tylor sein erstes bedeutendes Werk „Researches into the Early History of Mankind and the Development of Civilization“ (Forschungen zur frühen Geschichte der Menschheit und zur Entwicklung der Zivilisation). In diesem Buch präsentierte er seine evolutionistische Theorie, die besagte, dass menschliche Gesellschaften von primitiven Zuständen zu höheren Entwicklungsstufen fortschreiten.

1871 veröffentlichte Tylor sein einflussreichstes Buch „Primitive Culture“ (Primitive Kultur), in dem er die Kultur als ein umfassendes System von Überzeugungen, Praktiken, Kunst, Moral und Gesetzgebung definierte. Er argumentierte, dass bestimmte kulturelle Phänomene in verschiedenen Gesellschaften auf ähnliche Weise entstehen könnten und dass das Studium primitiver Kulturen dabei helfen könne, die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft besser zu verstehen.

Tylors Ansatz in „Primitive Culture“ fand große Anerkennung und etablierte ihn als führenden Anthropologen seiner Zeit. Er wurde 1896 zum ersten Professor für Anthropologie an der University of Oxford ernannt, wo er viele Jahre lang lehrte und die nächste Generation von Anthropologen beeinflusste.

Als angesehener Gelehrter leistete Tylor wichtige Beiträge zur Erforschung von Religion und Mythologie. Er untersuchte die Grundlagen des Glaubens und entwickelte eine evolutionäre Sichtweise, die die Entstehung von Religionen aus primitiven Animismus-Formen zu komplexeren theologischen Konzepten erklärte.

Sir Edward Burnett Tylor verbrachte sein ganzes Leben damit, das Verständnis der menschlichen Kultur zu erweitern und eine wissenschaftliche Grundlage für die Anthropologie zu schaffen. Sein Einfluss auf die Disziplin war enorm, und seine Ideen haben bis heute eine bedeutende Rolle in der Anthropologie und verwandten Bereichen gespielt.

Am 2. Januar 1917 verstarb Sir Edward Burnett Tylor in Wellington, Somerset, im Alter von 84 Jahren. Sein Vermächtnis lebt jedoch weiter, und sein Werk hat die Anthropologie nachhaltig geprägt und inspiriert Forscherinnen und Forscher auf der ganzen Welt, sich mit den komplexen Fragestellungen der menschlichen Kultur auseinanderzusetzen.

Das Lebensmotto von Sir Edward Burnett Tylor war die unermüdliche Erforschung und das Verständnis der menschlichen Kultur und Gesellschaft in all ihren Facetten.

Was zeichnete Tylor aus?

Sir Edward Burnett Tylor zeichnete sich durch mehrere besondere Merkmale aus, die ihn zu einem herausragenden Anthropologen, Ethnologen und Religionswissenschaftler machten:

  1. Pionier der Sozialanthropologie: Tylor gilt als Begründer der modernen Sozialanthropologie. Er war einer der ersten Wissenschaftler, die sich systematisch mit der vergleichenden Studie von Kulturen und Gesellschaften beschäftigten, wodurch er grundlegende Erkenntnisse über die menschliche Kultur und ihre Entwicklung gewann.
  2. Evolutionäre Perspektive: Tylor prägte den Begriff der kulturellen Evolution und vertrat eine evolutionistische Orientierung in der Anthropologie. Er glaubte, dass menschliche Gesellschaften sich von einfachen, primitiven Zuständen zu komplexeren und entwickelteren Formen entwickeln. Diese evolutionäre Perspektive beeinflusste viele Anthropologen seiner Zeit und darüber hinaus.
  3. Theorie der „Primitive Culture“: In seinem einflussreichsten Werk „Primitive Culture“ (1871) legte Tylor seine Theorie dar, dass bestimmte kulturelle Phänomene in verschiedenen Gesellschaften auf ähnliche Weise entstehen können. Er betonte die Bedeutung von Bräuchen, Überzeugungen und Riten und argumentierte, dass sie das Ergebnis eines evolutionären Prozesses seien.
  4. Breite Forschungsreisen und ethnografische Studien: Tylor unternahm Forschungsreisen nach Mexiko und andere Teile der Welt, wo er sich intensiv mit den Lebensweisen und Bräuchen indigener Völker beschäftigte. Diese ethnografischen Studien bildeten die Grundlage für viele seiner Theorien und Ideen.
  5. Interdisziplinäre Herangehensweise: Tylor kombinierte in seiner Arbeit verschiedene Disziplinen wie Anthropologie, Ethnologie und Religionswissenschaft. Sein interdisziplinärer Ansatz half ihm, komplexe Phänomene in menschlichen Gesellschaften umfassender zu verstehen und zu erklären.
  6. Hoch angesehener Lehrer: Als erster Professor für Anthropologie an der University of Oxford lehrte Tylor viele Jahre lang und beeinflusste eine ganze Generation von Anthropologen. Seine Lehrmethoden und Ideen inspirierten zahlreiche Schüler und Studierende, die später ebenfalls bedeutende Beiträge zur Anthropologie leisteten.
  7. Beitrag zur Religionswissenschaft: Tylor beschäftigte sich intensiv mit der Erforschung von Religion und Mythologie. Er entwickelte eine evolutionäre Theorie der Religionen, die besagte, dass sich primitive Formen von Animismus zu komplexeren religiösen Konzepten entwickeln. Seine Ideen hatten einen bedeutenden Einfluss auf das Verständnis von Religion in der Anthropologie und Religionswissenschaft.

Insgesamt zeichnete sich Sir Edward Burnett Tylor durch seine bahnbrechenden Ideen, sein tiefes Verständnis für Kulturen und seine wegweisende Forschung aus. Sein Vermächtnis bleibt bis heute in der Anthropologie und verwandten Fachgebieten lebendig und inspiriert weiterhin Forscherinnen und Forscher auf der ganzen Welt.

Woher nahm Tylor die Ideen für seine Bücher?

Edward Burnett Tylor bezog die Ideen für seine Bücher hauptsächlich aus einer Kombination seiner ethnografischen Forschungen, Beobachtungen und Studien primitiver Kulturen sowie aus der Auseinandersetzung mit den Werken anderer Gelehrter seiner Zeit. Seine Erkenntnisse basierten auf einer interdisziplinären Herangehensweise und einem breiten Wissensspektrum, das er durch seine Reisen, Studien und Kontakte mit anderen Wissenschaftlern entwickelte. Hier sind einige der wichtigsten Quellen, aus denen Tylor seine Ideen schöpfte:

  1. Ethnografische Forschungen: Tylor unternahm ethnografische Forschungsreisen nach Mexiko und anderen Regionen, in denen er mit indigenen Völkern lebte und ihre Kulturen studierte. Durch den direkten Kontakt mit verschiedenen Gesellschaften und Bräuchen konnte er fundierte Beobachtungen sammeln und Erkenntnisse über die Vielfalt menschlicher Kulturen gewinnen.
  2. Studium anderer Reisender und Wissenschaftler: Tylor las die Berichte und Studien anderer Reisender und Wissenschaftler, die vor ihm ähnliche Forschungsreisen unternommen hatten oder bereits wertvolle Erkenntnisse über verschiedene Kulturen gesammelt hatten. Er nutzte ihre Werke, um sein eigenes Verständnis zu erweitern und seine Theorien zu entwickeln.
  3. Klassische Literatur: Tylor war ein gebildeter Gelehrter und studierte auch die klassische Literatur und Schriften früherer Philosophen, Historiker und Gelehrter. Diese Studien halfen ihm, einen breiteren Kontext für seine Ideen zu entwickeln und eine tiefere intellektuelle Grundlage für seine Arbeit zu schaffen.
  4. Eigene Beobachtungen und Reflexionen: Tylor war ein scharfer Beobachter und Denker. Er reflektierte über die gesammelten Daten und Erfahrungen, um daraus Schlussfolgerungen über die Entwicklung und Struktur menschlicher Gesellschaften zu ziehen. Seine Fähigkeit, komplexe Phänomene zu analysieren und in eine evolutionäre Perspektive einzubetten, half ihm dabei, neue Ideen zu formulieren.
  5. Interaktion mit anderen Gelehrten: Tylor war aktiv in der wissenschaftlichen Gemeinschaft seiner Zeit involviert. Er tauschte Ideen mit anderen Anthropologen, Ethnologen und Religionswissenschaftlern aus und diskutierte seine Ansätze und Theorien. Diese intellektuelle Debatte trug dazu bei, seine Ideen zu verfeinern und seine Position als führender Wissenschaftler in seinem Fachgebiet zu stärken.

Insgesamt stützte sich Edward Burnett Tylor also auf eine breite Palette von Quellen, um die Ideen für seine Bücher zu entwickeln. Seine Werke wurden durch seine sorgfältige Forschung, seine Neugierde für andere Kulturen und sein Bestreben, eine umfassende Theorie menschlicher Kultur zu formulieren, geprägt. Sein einzigartiger Beitrag zur Anthropologie und Religionswissenschaft beruhte auf einer umfassenden und interdisziplinären Herangehensweise.

Womit hat Tylor seine Zeit verbracht, wenn er nicht gerade Bücher schrieb?

Abseits seiner Schreibtätigkeit und wissenschaftlichen Arbeiten verbrachte Sir Edward Burnett Tylor seine Zeit mit verschiedenen Aktivitäten, die seine vielfältigen Interessen widerspiegelten:

  1. Ethnografische Forschungsreisen: Tylor unternahm mehrere Reisen zu indigenen Völkern in verschiedenen Teilen der Welt, darunter Mexiko und Zentralamerika. Während dieser Expeditionen studierte er die Kultur und Bräuche der einheimischen Bevölkerung, führte ethnografische Forschungen durch und sammelte Daten für seine wissenschaftlichen Arbeiten.
  2. Sammeln von Artefakten: Während seiner Reisen und Forschungen sammelte Tylor eine beeindruckende Sammlung von ethnografischen Artefakten und Gegenständen aus verschiedenen Kulturen. Diese Sammlung diente nicht nur als Forschungsmaterial, sondern wurde auch als Ausgangspunkt für die Gründung des Pitt Rivers Museums in Oxford verwendet, das heute eine bedeutende Sammlung ethnologischer Objekte beherbergt.
  3. Interaktion mit Kollegen und Studenten: Tylor war ein angesehener Lehrer und Professor für Anthropologie an der University of Oxford. Neben seiner Forschungsarbeit unterrichtete er auch Studenten und hatte enge Interaktionen mit anderen Gelehrten in seiner Disziplin. Er pflegte den intellektuellen Austausch mit Kollegen und förderte den wissenschaftlichen Diskurs in der akademischen Gemeinschaft.
  4. Gesellschaftliche Aktivitäten: Tylor war ein angesehener Teil der britischen Gesellschaft seiner Zeit. Er war Mitglied in verschiedenen akademischen und wissenschaftlichen Vereinigungen, darunter die Royal Society, die Royal Anthropological Institute und die British Association for the Advancement of Science. Er nahm regelmäßig an akademischen Konferenzen, Vorträgen und sozialen Veranstaltungen teil.
  5. Familienleben: Tylor war verheiratet und hatte drei Kinder. Neben seinen beruflichen Verpflichtungen genoss er auch die Zeit mit seiner Familie und pflegte ein erfülltes Familienleben.
  6. Forschungsarbeit: Neben dem Schreiben von Büchern setzte Tylor seine ethnografische Forschung fort und veröffentlichte zahlreiche Artikel und Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften.
  7. Privates Studium: Tylor war zeitlebens ein großer Leser und ein neugieriger Gelehrter. Neben seiner wissenschaftlichen Forschung und Lehrtätigkeit beschäftigte er sich privat mit einem breiten Spektrum von Themen, einschließlich klassischer Literatur, Geschichte, Philosophie und anderen Wissenschaftsbereichen.

Insgesamt verbrachte Edward Burnett Tylor seine Zeit in einem ausgewogenen Mix aus Forschungsarbeit, Lehre, Reisen, sozialen Aktivitäten und persönlichen Interessen. Seine Leidenschaft für die Anthropologie und sein wissenschaftlicher Eifer spiegelten sich in seiner engagierten Arbeit und seinen Beiträgen zur Entwicklung dieser Disziplin wider.